Kreisverband Wittlage - Landvolkkundgebung

Prof. Isermeyer vom Thünen Institut zum Thema
„Zukunft in der Tierhaltung + Planungssicherheit für die Tierhalter“

Landvolkkundgebung am 31.01.2020 in Leckermühle mit dem Gastredner Prof. Isermeyer.


Die Kundgebung wird von Friedrich Steffen eröffnet. Dabei spricht er die aktuelle Situation der Landwirtschaft an und bedankt sich für die gute Zusammenarbeit mit den Behörden, der Politik und den Vertretern der Banken und Versicherungen.

Die Grußworte halten die Bürgermeisterin von Bohmte Tanja Strotmann und Albert Schulte to Brinke als Landvolkpräsident sowie Dr. Winfried Wilkens vom Landkreis.

Frau Strotmann lobte den Zusammenhalt der Landwirte und hebt in ihrem Grußwort die Wichtigkeit der Geschlossenheit hervor.

Dr. Wilkens überbringt die besten Grüße von der neuen Landrätin Anna Kebschull und betont ihr ehrliches Interesse an dem Gespräch mit den Landwirten.
Für die Gewässerrandstreifen im Landkreis berät der Umweltausschuß im Kreistag. Dort wird ein Ankaufprogramm konzipiert mit der Bildung einer Prioritätenliste für besonders werthaltige Gewässer. Der Ankauf von Randstreifen setzt natürlich eine Freiwilligkeit der Eigentümer voraus.
Bei ca. 4500 km Randstreifen im Landkreis ist aber auch klar das der komplette Ankauf der Randstreifen trotz gut aufgestelltem Haushalt nicht realistisch ist.
Eine Beschlussvorlage für den Kreistag wird im Sommer 2020 erwartet.

Albert Schulte to Brinke dankt für den friedlichen und sauberen Ablauf der Treckerdemonstrationen in Berlin. Er nahm Berlin an diesem Tag  als größten Parkplatz von Europa wahr.
In Bezug auf die DüVo 2017 bemängelte er, das  noch über die alten Werte diskutiert wird sowie die Messstellen teilweise fragwürdig sind.
Wenn Zwischenfrüchte nicht mehr gedüngt werden dürfen und die Erträge zurückgehen kann auch der Boden als Co2 Speicher nicht mehr soviel aufnehmen und der Humusgehalt im Boden nimmt ab. In den letzten Jahren ist der Einsatz  von rein N bereits um 70.000 to zurückgegangen.

Schulte to Brinke betont den fachlichen Unsinn bei der DüVo und merkt an,  -20 % bedeutet, dass 20 % unter Pflanzenbedarf gedüngt werden muss.
Für einen Gemüseanbauer heißt  20 % unter Bedarf düngen gleich100 % nicht zu vermarktendes Gemüse.
20% unter Bedarf düngen ergeben 250 Mio.€ Mindereinnahmen.
20% unter Bedarf düngen hilft der Umwelt nicht und schadet dem Landwirt.

Bei der Überprüfung der Messstellen in NRW waren 70% fehlerhaft.
In Niedersachsen ist ein Gutachten in Auftrag gegeben ein Ergebnis wird Ende März erwartet.
Favorisiert wird in Niedersachsen vom Landvolk das „Immissionsmodel“ nach dem Verursacher Prinzip. Das bedeutet, wenn ein Betrieb im roten Gebiet liegt aber auf seinen Flächen eine ordnungsgemäße Düngung gemacht hat dann soll dort auch nicht die 20% Regelung greifen.

Prof. Isermeyer geht in seinem Vortrag nur kurz auf die DüVo ein und erklärt, dass dieses Thema bei den Umweltministerien von der EU und Deutschland liegt.
Die EU fühlt sich von Deutschland zu diesem Thema nicht ernst genommen, weil die Umsetzung der Richtlinien immer wieder herausgezögert wurde.
Aus diesem Grund hat die EU die Abwicklung in die Hände des Umweltministeriums übertragen.
Die Verantwortung dafür sieht Isermeyer dabei bei der Politik und den Verbänden.
Für Deutschland hat nun Svenja Schulze das Steuer in der Hand nicht Julia Klöckner.
Bei den drohenden Strafzahlungen an die EU ist das Fallbeil bereits unterwegs, da ist keine Zeit mehr darüber zu diskutieren ob das Fallbeil die richtige Methode ist.

Prof. Isermeyer sagt ähnlich wie Schulte to Brinke das sich die Landwirte gläsern machen müssen damit diejenigen die düngen dürfen düngen können und die anderen  entsprechend weniger düngen müssen. Am Ende steht das Ziel eine wissenschaftlich/fachlich richtige Lösung zu finden.

Bei der Tierhaltung prägte Isermeyer den Begriff von Zielbildern.
Zielbilder ergeben sich aus den Gesprächen mit der gesellschaftlichen Mitte und diese müssen von der Politik, den Verbänden und den Landwirten erfüllt werden.
Der Einzelhandel hat bereits eine Form von Zielbildern geprägt, Dort gibt es die Einteilung in verschiedene Kategorien bei Lebensmitteln. Die Entscheidung fällt beim Handel schnell  wenn es um eine Auslistung aus dem Sortiment geht das nicht mehr dem Zielbild entspricht.
Die Tierwohldebatte ist nach seiner Auffassung ziemlich zum Stillstand gekommen weil die ITW nicht mehr dem Zielbild entspricht.
Wenn das so ist, dann wäre eine Investition in einen „normalen“ Schweinestall mit 50% iger  Wahrscheinlichkeit  eine Fehlinvestition so Isermeyer.
Isermeyer sieht hier die Notwendigkeit einer Transformation des gesamten Sektors.

Wie kann das finanziert werden?
Der Verbraucher zahlt freiwillig nicht mehr. Das kann nur durch die Politik eingekauft werden. Bereits praktiziert wird das bei der Biogasproduktion, bei Ackerrandstreifen und in gewissem Umfang bei der ITW.

Außerdem benötigen wir einen Gesellschaftsvertrag mit einer Nutztierstrategie und ein Investorenschutz, bei dem BMU + BML aber auch die Länder mit der Regierung und der Opposition, die Bauernverbände und die Umweltverbände beteiligt sind.

Nur so können die Zielbilder erreicht werden. Zielbilder wären beispielsweise Außenklimaställe.
Wir müssen aus der Ideologie Diskussion raus sagt Isermeyer denn die Alternative wären Schützengräben.

Eine andere Möglichkeit ist der Außenschutz. Ursula von der Leyen fordert das in der Co2 Debatte. Ohne Außenschutz würden sonst Bereiche der  Industrie in Länder wie China und nach Asien abwandern.