Erntedank-Gottesdienst Ev.-luth. Christophorus-Gemeinde Neuenkirchen

Am Sonntag den 06.10.2019 hat Frau Pastorin Daniela Uhrhan-Holzmüller zum Erntedankfest eine Predigt vor der ev.-luth. Christophorus-Gemeinde Neuenkirchen gehalten. In der Predigt steckt "ganz viel Herzblut drin.." und wir möchten uns bei Frau Pastorin Daniela Uhrhan-Holzmüller bedanken, dass sie uns gestattet einen Teil der Predigt zu veröffentlichen.

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Und ich möchte heute auch ganz bewusst Partei für unsere Landwirte ergreifen. Ich kenne viele unserer Landwirte hier um und in Neuenkirchen. Ich war schon auf vielen Höfen, ich habe schon viele Gespräche geführt, habe Nöte und Sorgen gehört. Und ich sehe, wie sehr sie sich bemühen nachhaltig zu wirtschaften. Wie sie verantwortungsbewusst mit der Natur umgehen. Wie viele verschiedene Fruchtfolgen kommen oft in einem Jahr in den Boden, damit dieser nicht einseitig genutzt oder ausgenutzt wird, sondern wieder mit neuen Nähstoffen, Stickstoff und Mineralien versetzt wird. Ich habe gesehen, wie die Landwirte hier ihre Tiere halten. Dass unsere Landwirte  ihre Tiere im Stall kennen und auf sie Acht haben, dass sie möglichst artgerecht gehalten werden, dass sie sich um kranke Tiere kümmern, mit Respekt vor Gottes Schöpfung. Ich war auf den Höfen und in den Ställen, ich weiß, dass es das schon gibt: Landwirte, die sich bewusst Gedanken machen, wie sie ihren Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung leisten können, die überlegen, wie sie ihre Landwirtschaft ausrichten sollen, die sich verantwortlich fühlen bei den Fragen der Verpachtung, der Energie- und Lebensmittelproduktion, beim Einsatz von Medikamenten und Zuchtmöglichkeiten, im Hinblick auf Direktvermarktung und entsprechende Lebensmittelqualität.

Ich denke, dass sie alle schon einmal die grünen Kreuze auf den Äckern gesehen haben. Diese Kreuze sollen wachrütteln, auf das Hofsterben Aufmerksam machen und Herr Kinnius, als Geschäftsführer des Landvolkes Melle, ist heute zu mir gekommen und hat uns diese grünen Bänder mitgebracht, mit der Aufschrift: „ DEIN Bauer/ DEINE Zukunft“ Und ich möchte Sie bitten, dieses Band mit zu nehmen und zu tragen um damit Solidarität mit unseren Landwirten zu zeigen. Ich werde es tragen. Denn ich finde es einfach skandalös und aus meiner Sicht zeugt es von großer Ignoranz und Arroganz, wenn man einen ganzen Stand ohne Ansehen der Einzelnen verurteilt , Gesetze und „Agrarpakete“ erlässt, die es den kleinen und mittleren Betrieben unmöglich machen weiterhin zu bestehen, die Höfe kaputt machen, die seit Generationen im Familienhand waren, die Familien in den Ruin treiben, ohne vorher auch nur einen Stall und einen Hof von innen gesehen zu haben. Ich sage heute ganz bewusst unseren Landwirten: „Danke“. Danke für euren Einsatz und eure Anstrengungen. Danke für diese Art der Landwirtschaft. Und glücklicherweise gibt es inzwischen auch schon Geschäfte, die sich auf Kunden ausrichten, die diese Art der Landwirtschaft würdigen, die bereit sind auch einen fairen Preis zu zahlen und die sich Gedanken über Artgerechte Tierhaltung machen. Natürlich weiß ich auch, dass es nicht leicht ist, sich damit durchzusetzen und zu behaupten. Und ich weiß auch, dass nicht jeder die finanziellen  Möglichkeiten hat, danach zu leben und einzukaufen. Denn natürlich hat das alles eben auch seinen Preis. An der Milchtankstelle kostet dann der Liter Milch eben auch 1,50 €. Ein letztlich fairer Preis und auch das wissen wir alle.

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